Ordnungssysteme &
Kraftfelder
Ariane Kochs Arbeiten erzählen in abstrakter Weise von rätselhaften Ordnungssystemen und Kraftfeldern.
Kennzeichnend für die Werke sind ihr Blick auf und die radikale Offenheit gegenüber Materialien.
Je nach Materialwahl tendiert der Werkstatus mehr zum collagierten Bildkörper, mal zum tiefenräumlichen Kunstkörper.
In den mehr als 15 Jahren, seitdem ich die Kunst Ariane Kochs mitverfolge, hat sich im Werk der Künstlerin vieles verändert. Doch im Kern ist sich die Bildhauerin treu geblieben. Wollte man den roten Faden benennen, der ihr Werk durchzieht, so ist es der Blick für das Material und den ihm innewohnenden, verborgenen Fähigkeiten.
Ariane Koch hat den Blick für das Ungewöhnliche im Alltäglichen. Dies können sein Fliesenkreuze, Infusionsschläuche, Gummischläuche, Trinkhalme, Gummibänder, Klebebänder, Clipse, Kronkorken und vieles mehr. Die Bildhauerin verarbeitet, was ihr in die Hände fällt und folgt damit dem Prinzip des zufällig gefundenen „Objet trouvé“, ohne jedoch dem singulären Fundobjekt herausragende Bedeutung beizumessen. Stattdessen gewinnt sie dem industriell gefertigten Massenprodukt ungewöhnliche Strukturphänomene ab.
Handelsübliche Fliesenkreuze mit der ihnen eigenen Geometrie formieren sich zu Oberflächen von geheimnisvoller Struktur. Infusionsschläuche, in kleinen Abschnitten aus einem hellen Grund hervorsprießend, erzeugen eine sanft bewegte Oberfläche. Sie neigen sich wie durch einen vergangenen Windhauch in alle Richtungen, von einer zarten Farbigkeit überzogen, die von einer inneren Kraft zu künden scheint.
Die Fundstücke des Alltags gehen in einen neuen Kontext über, in dem sie eine subtile Bedeutung erhalten. Ihre Anordnung folgt spielerischen Kommunikationsregeln, die nur die Künstlerin zu entschlüsseln vermag. So entstehen Arbeiten, die eine eigentümliche Belebtheit und Natürlichkeit besitzen. Es ist typisch für die Arbeiten Ariane Kochs, dass die Verwandlung der Ausgangsmaterialien dabei so weit geht, dass sie kaum mehr zu erkennen sind.
Ariane Koch befasst sich aber auch mit Mustern und Ordnungssystemen, wie ihre Streifenbilder deutlich belegen. In einem zeitaufwändigen Verfahren entstehen aus unzähligen Schichten verschiedenfarbiger Klebebänder komplexe geometrische Strukturen, die durch ihre glänzend lackierten Oberflächen zu homogenen Gebilden verschmelzen. Es ist ein abstraktes Spiel um Flächenaufteilung, Proportionen, Schnitt- und Berührungspunkte, auf die zweidimensionale Fläche gebannt.
An den Arbeiten aus Gummischläuchen lässt sich der Aufwand, den Ariane Koch in jedes einzelne Werk einbringt, am deutlichsten ablesen. Aus schlichten Gummischläuchen formt sie skulpturale Körper von kunstvoller Knüpfung. In diesen fast handwerklich anmutenden Objekten erwacht das Tiefschwarz des Materials zu neuem Leben, es verbindet und ordnet sich in kunstvoller Manier, erzeugt Effekte und Reflexe, wobei diese Feinheiten einen eigentümlichen Gegensatz zu dem Gebrauchscharakter des verwendeten Materials bilden.
Obgleich tiefschwarz und abstrakt formiert, ist auch diesen Gummiarbeiten etwas naturhaft-organisches eigen. Manche Kunstkörper brechen auf, gewähren Einblick in ihr Inneres, etwas Tentakelartiges bahnt sich seinen Weg ans Licht, einzelne Fortsätze oder Ausstülpungen greifen in den Raum aus – Zeichen von im Verborgenen schlummernden Leben.
Die Suche nach den existentiellen und verborgenen Kräften, nach dem, was das Leben antreibt, ist ein wesentlicher thematischer Strang im Werk von Ariane Koch. Nicht umsonst gilt der Kreisform, gleichsam als Urform allen Lebens, das besondere Interesse der Künstlerin. Verstreut treiben in den Farbflächen eiförmige Elemente, gleichsam als Anspielung auf das stetige Vorhandensein fruchtbarer Lebensformen. Es sind Formen, die mitunter an zellenartige Gebilde erinnern und in loser Reihung über die Bildfläche treiben, eingebettet in einen Farbkontext scheinbar organischen Ursprungs.
In den Bildoberflächen überlagern sich unzählige miteinander verschmolzene Farbschichten, bis hin zu einem zwischen Malerei und Plastik oszillierenden Materialrelief. Andererseits lösen sich manche Werke vollständig von der Idee einer geschlossenen Bildoberfläche und konstituieren stattdessen einen Bildraum, bestehend aus einzelnen Formfragmenten, die sich überlagern und viele mögliche Perspektiven auf und in das Werk ermöglichen. Durch die spezifische Anordnung der Dinge und den zugeordneten Werktiteln eröffnen sich neue Assoziationsräume.
Von liebevollem Humor sind die kleinen Arbeiten geprägt, in die Ariane Koch Spielzeugfiguren eingearbeitet hat und in denen sie sowohl die Wirklichkeit als auch unsere Wunschrealität auf den Kopf stellt.
Selbst in den kleinsten Arbeiten findet sich noch das, was die Künstlerin antreibt: die Harmonie des Daseins, die Suche nach den alles verbindenden Kräften und Ordnungen. Nach dem, was das Leben lenkt, sei es Mensch, sei es Tier, mit Humor und Witz. Ariane Kochs Werke lenken den Betrachter hinter die Fassade der sichtbaren Wirklichkeit, und legen in der Tiefe verborgene existentielle Kraftfelder frei. Dabei verzichten sie auf überdeutliche Botschaften oder gar Appelle. Ariane Koch präsentiert dem Betrachter sinnlich erfahrbare Kunstwelten mit oftmals rätselhaften Ordnungsmustern, in die der Betrachter sich aus freien Stücken einfinden und einfühlen kann.
Dr. Sabine Weicherding
Ordnungssysteme &
Kraftfelder
Ariane Kochs Arbeiten erzählen in abstrakter Weise von rätselhaften Ordnungssystemen und Kraftfeldern.
Kennzeichnend für die Werke sind ihr Blick auf und die radikale Offenheit gegenüber Materialien.
Je nach Materialwahl tendiert der Werkstatus mehr zum collagierten Bildkörper, mal zum tiefenräumlichen Kunstkörper.
In den mehr als 15 Jahren, seitdem ich die Kunst Ariane Kochs mitverfolge, hat sich im Werk der Künstlerin vieles verändert. Doch im Kern ist sich die Bildhauerin treu geblieben. Wollte man den roten Faden benennen, der ihr Werk durchzieht, so ist es der Blick für das Material und den ihm innewohnenden, verborgenen Fähigkeiten.
Ariane Koch hat den Blick für das Ungewöhnliche im Alltäglichen. Dies können sein Fliesenkreuze, Infusionsschläuche, Gummischläuche, Trinkhalme, Gummibänder, Klebebänder, Clipse, Kronkorken und vieles mehr. Die Bildhauerin verarbeitet, was ihr in die Hände fällt und folgt damit dem Prinzip des zufällig gefundenen „Objet trouvé“, ohne jedoch dem singulären Fundobjekt herausragende Bedeutung beizumessen. Stattdessen gewinnt sie dem industriell gefertigten Massenprodukt ungewöhnliche Strukturphänomene ab.
Handelsübliche Fliesenkreuze mit der ihnen eigenen Geometrie formieren sich zu Oberflächen von geheimnisvoller Struktur. Infusionsschläuche, in kleinen Abschnitten aus einem hellen Grund hervorsprießend, erzeugen eine sanft bewegte Oberfläche. Sie neigen sich wie durch einen vergangenen Windhauch in alle Richtungen, von einer zarten Farbigkeit überzogen, die von einer inneren Kraft zu künden scheint.
Die Fundstücke des Alltags gehen in einen neuen Kontext über, in dem sie eine subtile Bedeutung erhalten. Ihre Anordnung folgt spielerischen Kommunikationsregeln, die nur die Künstlerin zu entschlüsseln vermag. So entstehen Arbeiten, die eine eigentümliche Belebtheit und Natürlichkeit besitzen. Es ist typisch für die Arbeiten Ariane Kochs, dass die Verwandlung der Ausgangsmaterialien dabei so weit geht, dass sie kaum mehr zu erkennen sind.
Ariane Koch befasst sich aber auch mit Mustern und Ordnungssystemen, wie ihre Streifenbilder deutlich belegen. In einem zeitaufwändigen Verfahren entstehen aus unzähligen Schichten verschiedenfarbiger Klebebänder komplexe geometrische Strukturen, die durch ihre glänzend lackierten Oberflächen zu homogenen Gebilden verschmelzen. Es ist ein abstraktes Spiel um Flächenaufteilung, Proportionen, Schnitt- und Berührungspunkte, auf die zweidimensionale Fläche gebannt.
An den Arbeiten aus Gummischläuchen lässt sich der Aufwand, den Ariane Koch in jedes einzelne Werk einbringt, am deutlichsten ablesen. Aus schlichten Gummischläuchen formt sie skulpturale Körper von kunstvoller Knüpfung. In diesen fast handwerklich anmutenden Objekten erwacht das Tiefschwarz des Materials zu neuem Leben, es verbindet und ordnet sich in kunstvoller Manier, erzeugt Effekte und Reflexe, wobei diese Feinheiten einen eigentümlichen Gegensatz zu dem Gebrauchscharakter des verwendeten Materials bilden.
Obgleich tiefschwarz und abstrakt formiert, ist auch diesen Gummiarbeiten etwas naturhaft-organisches eigen. Manche Kunstkörper brechen auf, gewähren Einblick in ihr Inneres, etwas Tentakelartiges bahnt sich seinen Weg ans Licht, einzelne Fortsätze oder Ausstülpungen greifen in den Raum aus – Zeichen von im Verborgenen schlummernden Leben.
Die Suche nach den existentiellen und verborgenen Kräften, nach dem, was das Leben antreibt, ist ein wesentlicher thematischer Strang im Werk von Ariane Koch. Nicht umsonst gilt der Kreisform, gleichsam als Urform allen Lebens, das besondere Interesse der Künstlerin. Verstreut treiben in den Farbflächen eiförmige Elemente, gleichsam als Anspielung auf das stetige Vorhandensein fruchtbarer Lebensformen. Es sind Formen, die mitunter an zellenartige Gebilde erinnern und in loser Reihung über die Bildfläche treiben, eingebettet in einen Farbkontext scheinbar organischen Ursprungs.
In den Bildoberflächen überlagern sich unzählige miteinander verschmolzene Farbschichten, bis hin zu einem zwischen Malerei und Plastik oszillierenden Materialrelief. Andererseits lösen sich manche Werke vollständig von der Idee einer geschlossenen Bildoberfläche und konstituieren stattdessen einen Bildraum, bestehend aus einzelnen Formfragmenten, die sich überlagern und viele mögliche Perspektiven auf und in das Werk ermöglichen. Durch die spezifische Anordnung der Dinge und den zugeordneten Werktiteln eröffnen sich neue Assoziationsräume.
Von liebevollem Humor sind die kleinen Arbeiten geprägt, in die Ariane Koch Spielzeugfiguren eingearbeitet hat und in denen sie sowohl die Wirklichkeit als auch unsere Wunschrealität auf den Kopf stellt.
Selbst in den kleinsten Arbeiten findet sich noch das, was die Künstlerin antreibt: die Harmonie des Daseins, die Suche nach den alles verbindenden Kräften und Ordnungen. Nach dem, was das Leben lenkt, sei es Mensch, sei es Tier, mit Humor und Witz. Ariane Kochs Werke lenken den Betrachter hinter die Fassade der sichtbaren Wirklichkeit, und legen in der Tiefe verborgene existentielle Kraftfelder frei. Dabei verzichten sie auf überdeutliche Botschaften oder gar Appelle. Ariane Koch präsentiert dem Betrachter sinnlich erfahrbare Kunstwelten mit oftmals rätselhaften Ordnungsmustern, in die der Betrachter sich aus freien Stücken einfinden und einfühlen kann.
Dr. Sabine Weicherding