terra nova
Textbeitrag Ausstellung Kunstverein Unna
Ariane Koch ist eine Künstlerin auf der Reise, was aber nicht bedeutet, dass sie ständig auf gepackten Koffern sitzt. Ihre Werke sind keine Erinnerung an Orte, sondern vielmehr ein Nachklang, oder eine Essenz, wie sie es nennt, die Idee eines Ortes, dem sich die Künstlerin verbunden fühlt.
Eine der frühesten Arbeiten dieser Ausstellung (»Schaustellen«) zeigt noch tatsächliche Gucklöcher auf Dahinterliegendes. Auf diesen Hinweis verzichtet Koch in ihren späteren Arbeiten und präsentiert ihre Bilder mit Oberflächen, die weder Spiegelbild sind noch eine vorgelagerte Ebene zu einem „Dahinter“. Es ist dies eine für Ariane Koch typische Herangehensweise: sie schaut hinter die Oberfläche der Welt, verwendet dabei aber Alltagsobjekte und bleibt so der Welt im Hier und Jetzt verbunden. Ihren Fokus richtet sie ganz auf die verborgenen Strukturen und die Energie, auf die sie sich ohne Umschweife oder Hang zum Ornamentalen oder jegliche Pedanterie konzentriert.
Die Ausstellung zeigt zwei Gegenpole, Arbeiten in Schwarzweiß treten in Kontrast zu starken Farben – Energie steckt in beidem gleichermaßen – mit dem Unterschied, dass die Farbigkeit mehr in den Raum hineinstrahlt, während das Schwarzweiß den Betrachter stärker hineinzieht. In beiden Fällen verdichtet die Künstlerin, sie tapt, mitunter flechtet sie und erfasst die Kraftfelder unseres Universums. Ihre Kunst ist alles andere als mimetisch, Ariane Koch spürt den Dingen nach.
Die Serie Stripes zeigt Orte, die Koch bereist hat und solche, an die sie oft denkt. Einer dieser Sehnsuchts-Orte ist der berühmte Krater in Tanzania, ein konzentrierter Lebensraum, an dem sich die Triebkräfte des Lebens sammeln. Diese Werke zeigen Fülle und Dichte, wie man es vom Urwald kennt, sie zeigen die Ordnung der Unordnung, den Horror vacui im positiven Sinne. Die Fülle des Lebens zeigt sich hier in zebraartigem Schwarz-Weiß.
Die Serie „Stripes“ zeigt Spuren ihrer Eindrücke, ihrer Gefühle und der Energie des Ortes. Als Koch in Venedig war, war dort alles abgesperrt, geblieben ist davon ein rotes Dickicht. New York erscheint als dichtes Linienkonstrukt, konzentriert, wenig Luft lassend, dynamisch - Irland dagegen grün und lebendig. Wofür Gelb-schwarz steht, ist naheliegend, die alte Heimat der Künstlerin. Andere Werke zeigen die Essenz des Rosendurftes einer marokkanischen Stadt, der Wasserwelt der Azoren, der Farbe der Karibik oder der Wüste.
Wenn man durch die von Gummiobjekten begleitete Tür schreitet, betritt man einen sakral anmutenden Raum. Hier versammeln sich die schwarzen Gummiarbeiten, deren Oberflächen anders als die Stripes-Serie nicht perfekt spiegelnd wirken. Sie sind aber ebenso kompromisslos, dafür erdiger, rauer. Wie der Mikrokosmos von Dürers Grasstück liegt auf dem Boden ein wimmelndes, konzentriertes Stück Erde. Doch was bei Dürer eine hyperrealistisch-stilisierte Naturstudie ist, ist bei Koch ein abstraktes Universum.
Ihre Gummiarbeiten sind auf merkwürdige Art und Weise präsent. Wie ein übergroßes Teil einer Marionette hängt ein aus Fahrradschläuchen geflochtenes Bein herab. Es vermittelt Energie und Tatendrang, hat aber zugleich in seiner überdimensionierten Form etwas latent Beunruhigendes. Diese zwiespältige Komponente wohnt auch dezent den Arbeiten inne, zu denen Koch durch das Starlink-Projekt von Elon Musk inspiriert wurde. Es sind Bilder des gebündelten Lebens, der Energie, die auf nachdenkliche Töne zur Zukunft des Universums treffen.
So zeigt Ariane Koch in dieser Ausstellung ein Kunstuniversum im Humboldt’schen Sinne, wo die Vielfalt unseres Kosmos, seine Vielgestaltigkeit und seine Energien spürbar werden. Sie zeigt das komplexe, zusammenhängende System unseres Universums, dessen Grenzen zunehmend gesprengt werden. Zum Glück schwebt über dem Werk Ariane Kochs ein positiver Geist.
Dr. Sabine Weicherding
terra nova
Ariane Koch ist eine Künstlerin auf der Reise, was aber nicht bedeutet, dass sie ständig auf gepackten Koffern sitzt. Ihre Werke sind keine Erinnerung an Orte, sondern vielmehr ein Nachklang, oder eine Essenz, wie sie es nennt, die Idee eines Ortes, dem sich die Künstlerin verbunden fühlt.
Eine der frühesten Arbeiten dieser Ausstellung (»Schaustellen«) zeigt noch tatsächliche Gucklöcher auf Dahinterliegendes. Auf diesen Hinweis verzichtet Koch in ihren späteren Arbeiten und präsentiert ihre Bilder mit Oberflächen, die weder Spiegelbild sind noch eine vorgelagerte Ebene zu einem „Dahinter“. Es ist dies eine für Ariane Koch typische Herangehensweise: sie schaut hinter die Oberfläche der Welt, verwendet dabei aber Alltagsobjekte und bleibt so der Welt im Hier und Jetzt verbunden. Ihren Fokus richtet sie ganz auf die verborgenen Strukturen und die Energie, auf die sie sich ohne Umschweife oder Hang zum Ornamentalen oder jegliche Pedanterie konzentriert.
Die Ausstellung zeigt zwei Gegenpole, Arbeiten in Schwarzweiß treten in Kontrast zu starken Farben – Energie steckt in beidem gleichermaßen – mit dem Unterschied, dass die Farbigkeit mehr in den Raum hineinstrahlt, während das Schwarzweiß den Betrachter stärker hineinzieht. In beiden Fällen verdichtet die Künstlerin, sie tapt, mitunter flechtet sie und erfasst die Kraftfelder unseres Universums. Ihre Kunst ist alles andere als mimetisch, Ariane Koch spürt den Dingen nach.
Die Serie Stripes zeigt Orte, die Koch bereist hat und solche, an die sie oft denkt. Einer dieser Sehnsuchts-Orte ist der berühmte Krater in Tanzania, ein konzentrierter Lebensraum, an dem sich die Triebkräfte des Lebens sammeln. Diese Werke zeigen Fülle und Dichte, wie man es vom Urwald kennt, sie zeigen die Ordnung der Unordnung, den Horror vacui im positiven Sinne. Die Fülle des Lebens zeigt sich hier in zebraartigem Schwarz-Weiß.
Die Serie „Stripes“ zeigt Spuren ihrer Eindrücke, ihrer Gefühle und der Energie des Ortes. Als Koch in Venedig war, war dort alles abgesperrt, geblieben ist davon ein rotes Dickicht. New York erscheint als dichtes Linienkonstrukt, konzentriert, wenig Luft lassend, dynamisch - Irland dagegen grün und lebendig. Wofür Gelb-schwarz steht, ist naheliegend, die alte Heimat der Künstlerin. Andere Werke zeigen die Essenz des Rosendurftes einer marokkanischen Stadt, der Wasserwelt der Azoren, der Farbe der Karibik oder der Wüste.
Wenn man durch die von Gummiobjekten begleitete Tür schreitet, betritt man einen sakral anmutenden Raum. Hier versammeln sich die schwarzen Gummiarbeiten, deren Oberflächen anders als die Stripes-Serie nicht perfekt spiegelnd wirken. Sie sind aber ebenso kompromisslos, dafür erdiger, rauer. Wie der Mikrokosmos von Dürers Grasstück liegt auf dem Boden ein wimmelndes, konzentriertes Stück Erde. Doch was bei Dürer eine hyperrealistisch-stilisierte Naturstudie ist, ist bei Koch ein abstraktes Universum.
Ihre Gummiarbeiten sind auf merkwürdige Art und Weise präsent. Wie ein übergroßes Teil einer Marionette hängt ein aus Fahrradschläuchen geflochtenes Bein herab. Es vermittelt Energie und Tatendrang, hat aber zugleich in seiner überdimensionierten Form etwas latent Beunruhigendes. Diese zwiespältige Komponente wohnt auch dezent den Arbeiten inne, zu denen Koch durch das Starlink-Projekt von Elon Musk inspiriert wurde. Es sind Bilder des gebündelten Lebens, der Energie, die auf nachdenkliche Töne zur Zukunft des Universums treffen.
So zeigt Ariane Koch in dieser Ausstellung ein Kunstuniversum im Humboldt’schen Sinne, wo die Vielfalt unseres Kosmos, seine Vielgestaltigkeit und seine Energien spürbar werden. Sie zeigt das komplexe, zusammenhängende System unseres Universums, dessen Grenzen zunehmend gesprengt werden. Zum Glück schwebt über dem Werk Ariane Kochs ein positiver Geist.
Dr. Sabine Weicherding
Textbeitrag Ausstellung Kunstverein Unna